Geschichte des Landguts

Die verschlungenen Wege der jahrhundertealten Geschichte des Landguts Gallingen (Galiny)

Von Anfang

Der Palast wurde im Jahre 1589 für Freiherrn Botho zu Eulenburg erbaut. Auf einem Hügel gelegen, besaß er ursprünglich eine Wehrfunktion. Er ist eines der wenigen erhaltenen Beispiele der Renaissance-Architektur auf dem Gebiet des ehemaligen Herzogtums Preußen.

Nach der Zerstörung des östlichen Teils des Palastes ging der ursprüngliche Charakter der U-förmig erbauten Palastanlage (Hauptgebäude und Flügel) verloren. Die ganze Anlage war von einem Wassergraben umgeben, in den Wasser aus einem zu diesem Zweck angestauten Fluss geleitet wurde. Der einzige Zugang zum Palast führte über eine Zugbrücke.

Das auf dem Grundriss eines Rechtecks erbaute zweistöckige Hauptgebäude mit einem Dachgeschoss ist der älteste Teil des Palastes. Vom diesem Gebäude führte einst, unter dem Flussbett hindurch, ein unterirdischer Fluchtweg bis zur nahen Kirche. Wie man feststellte, befand sich der Ausgang unter dem Altar. Heutzutage gibt es leider keine Spur mehr davon. 

Im Jahre 1745 wurde direkt vor dem Eingangstor zum Palast ein auf dem Grundriss eines Rechtecks angelegter zweistöckiger Fachwerkspeicher mit einem Walmdach errichtet. Er ist eines der wenigen erhaltenen Gebäude dieser Art in Ermland und Masuren.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Pferdeställe, der Kutschstall sowie die Toreinfahrt angebaut. Hundert Jahre später wurden sie zusammen mit zwei Türmen auf der Nordseite des Palastes im neugotischen Stil umgestaltet. Der Pegel des Flusses wurde abgesenkt und der Graben zugeschüttet. Der damalige Flussverlauf ähnelte sehr dem heutigen.

Mit 1260 Hektar gehörte das Majorat Gallingen (Galiny) um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu einem der größten Landgüter der Region.

Bis zum Krieg

Im Jahre 1921 ließ Botho Wend zu Eulenburg die neugotischen Dekorationen von Toreinfahrt, Kutschstall, Pferdeställen und Türmen entfernen und der Palast bekam sein heutiges Aussehen. Die Arbeiten wurden vom schlesischen Architekten Graf Hochberg geleitet.

Krieg und Nachkriegszeit

Düstere Zeiten erlebte der Palast im Jahre 1945. Er wurde ausgeplündert und sein letzter Besitzer Graf Botho Wend zu Eulenburg starb während der Deportation nach Sibirien. Wie durch ein Wunder blieb der Palast erhalten, aber das Innere  wurde zerstört. Gleich nach dem Krieg wurden hier Ferienlager für Kinder organisiert. Das Objekt wurde vom polnischen Staatsschatz übernommen und Palast und Park verfielen.

Wiederaufbau

Der jahrelang verlassene Palast wurde zusammen mit dem Vorwerk im Jahre 1996 von den heutigen Besitzern gekauft. Er war damals eine Ruine, die überall von zahllosen Pflanzen überwuchert wurde. Das besorgniserregend schief hängende Dach, das das eigene Gewicht nicht mehr tragen konnte,  hätte wahrscheinlich den nächsten Winter nicht überstanden. Der vernachlässigte, verwachsene Park mit vielen gefallenen und verfaulten Bäumen war zu einer Müllkippe geworden.

Viele Jahre dauerten die Grundsanierung und der Umbau der Gebäude und deren Ausstattung, entsprechend ihrer neuen Funktion. Viele schwere Konstruktionsfehler kamen ans Tageslicht und benötigten angemessenen Lösungen. Gleichzeitig wurden der verwüstete Park neu gestaltet, die nach alten Spuren wiedergefundenen Teiche ausgegraben und die Wehre und Stauanlagen des Flusses wieder aufgebaut. Die gepflegten Teile des Parks wurden neu bepflanzt.

Heute

Derzeit befinden sich auf dem Gut ein Pension mit Gaststätte, ein Gestüt, ein Reitclub, eine Reitschule und die Felder werden landwirtschaftlich bearbeitet. 

Nach jahrelanger Misswirtschaft, Vernachlässigung und teilweiser Aufgabe ist das Landgut wieder aufgelebt. Zahlreiche Gäste kommen aus allen Teilen Polens und auch aus dem Ausland.

Im Hof erklingen Gespräche, in den Ställen werden Fohlen geboren, die Landwirtschaft ist ertragreich und im Park erblühen Stauden und Sträucher.